Zu den „weltwärts-Bedingungen“ gehört auch die Teilnahme an den Seminaren. Im Vorfeld fanden im vergangenen Jahr schon das Auswahl- und Kennenlernseminar, das Vorbereitungs- und das Ausreiseseminar statt.
Während des Freiwilligendienstes findet dann das Zwischenseminar im jeweiligen Land statt. Unser Seminar dauerte vom 26.02. bis zum 02.03.11. Mit unserem Betreuer vom Internationalen Bund, der aus Deutschland anreiste und weiteren 13 deutschen Freiwilligen verbrachten wir ein paar wunderschöne Tage in Knysna.
Wir machten uns mit unserem mehr oder weniger funktionierenden Auto auf den Weg zum Western Cape. Glücklicherweise hat das Auto bis zum Schluss durchgehalten, muss aber jetzt erneut in die Werkstatt. Irgendwie haben wir momentan kein Glück, was unser Auto angeht.
Da wir ca. 14 Stunden Fahrtzeit hatten, machten wir einen Zwischenstopp und verbrachten die Nacht vor dem Seminar in einem Backpackers in Port Elizabeth.
Dies war schon ein richtig schöner Start in eine für mich sehr vielbedeutende Woche.
Die Freude war sehr groß, bekannte Gesichter, sowie auch neue Leute anzutreffen. Mit einigen der Freiwilligen besuchte ich schon meine ersten Seminare in Deutschland, so wurde irgendwie ein Stückchen Heimat vermittelt. Man hatte schnell wieder die Bilder im Kopf, wie alles anfing. Unsere Unterkunft wurde von einer deutschen Familie geführt und die Gäste waren ebenfalls zum Großteil aus Deutschland. Völlig ungewohnt, kaum englisch- oder zulusprechende Personen anzutreffen.
Wie bei jedem Seminar des Internationalen Bundes, werden beim Programm neben einigen vorgegebenen Themen auch unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt.
Den ersten Tag, Samstag, begannen wir mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Immer wieder mühsam, aber es gehört einfach dazu und ist ja auch doch immer wieder interessant. Anschließend konnte sich jeder darüber äußern, was er sich von dem Seminar erhofft und welche Fragen geklärt werden müssen.
Um den Rückblick auf die erste Hälfte unseres Freiwilligendienstes darzustellen, hatte jeder Zeit um sich mit diesem Thema in Einzelarbeit zu befassen. In zwei Kleingruppen konnte dann jeder seinen Projekt-Fluss vorstellen. Ich liebe diese Methode, man kann völlig ungezwungen seine Gefühle, Probleme und Erlebtes zum Ausdruck bringen. Man erzählt sehr persönliche Dinge, obwohl man manche Personen noch nie vorher gesehen hat. Und es tut unglaublich gut. Man kann durch die Reaktionen der Mitfreiwilligen viel lernen und derer Meinungen und Tipps als Chance wahrnehmen.
Diese Methode nahm schon mal die ersten zwei Tage und einen Teil des Montags in Anspruch, da 14 Freiwillige doch einiges erlebt und somit viel zu erzählen haben.
Montags Mittag war dann der Projekt-Fluss im Bezug auf das Vergangene beendet, bevor ebenfalls in Kleingruppen über unsere noch bevorstehenden Monate gesprochen wurde. „Was habe ich gut, bzw. richtig gemacht? Was habe ich nicht gut, bzw. richtig gemacht? Was möchte ich beibehalten/fortführen? Was möchte ich ändern? Wie möchte ich etwas ändern?“ sind auf den Freiwilligendienst bezogen durchaus Fragen, mit denen man sich sehr intensiv auseinandersetzen kann.
Während des Seminars ist mir klar geworden, dass wir in unserem Projekt wirklich viel leisten. Das Babyhaus ist doch sehr auf uns angewiesen und es ist ein wunderschönes Gefühl wirklich gebraucht zu werden und auch etwas bewirken zu können. Natürlich ist es nicht immer einfach, aber man lernt mit negativen Situationen umzugehen und sie hinzunehmen, da man nicht immer etwas ändern kann. Man gibt sich mit Weniger zufrieden und lernt zu begreifen, dass nach schwierigen Zeiten immer wieder wunderschöne Zeiten folgen!
Nebenbei wurden organisatorische Fragen, sowie persönliche oder auch projektbezogene Probleme geklärt. Bernhard, unser zuständiger Betreuer unserer Entsendeorganisation hat für jeden zu jeder Zeit ein offenes Ohr und bewirkt mit seinen Aussagen nur Positives!
Ein wunderschöner Tag war auch der Dienstag, dieser wurde als Activity Day genutzt. Wir hatten die Wahl zwischen Kanufahren, Tropfsteinhöhlenbesuch oder horse riding.
Zu viert entdeckten wir dann einen kleinen Teil der Landschaft Südafrika’s auf dem Rücken der Pferde. Leider hat mich mein Pferd Milly grundsätzlich an letzter Stelle reiten lassen. Er war nicht der Schnellste. Trotzdem hat es großen Spaß gemacht und es war durchaus eine schöne Abwechslung! Der Tag wurde noch mit Baden im Meer, sowie einem gemeinsamen Abendessen in einem naheliegenden Restaurant abgerundet.
Besonders erwähnenswert ist auch, dass wir täglich ein sehr, sehr leckeres Frühstück genießen durften, was mir und auch dem Großteil der teilnehmenden Freiwilligen schon seit über sechs Monaten fremd war. Keiner kennt mehr ein Frühstück mit Eiern, gutem Brot (Jippi – kein Toastbrot ), Wurst, Joghurt und Orangensaft … Es haben doch alle sehr gestaunt!
Die Abende waren gefüllt mit sehr, sehr viel Spaß, sehr leckerem Essen, Baden im Pool und wunderschönen Gesprächen mit ganz vielen lieben Menschen!
Am letzten Tag stand noch die Seminarauswertung an, bevor sich alle wieder auf den Rückweg zu den jeweiligen Projekten machten.
Nach einer Abschiedsrunde war es dann leider viel zu schnell vorbei und auch wir fuhren wieder heimwärts.
Kurzer Halt an der Bloukrans-Bridge an der Garden Route, von der mein Mitfreiwilliger Christof einen Bungee-Jump über 216 Meter in die Tiefe wagte! Sehr beeindruckend und schon abenteuerlich beim Zusehen!
Den letzten Abend verbrachten wir unter einem wunderschönen Sternenhimmel am Meer, bevor wir nach einer letzten Nacht in einem Backpackers in Chintsa endgültig nach Richmond zurückfuhren.
Es war sehr schön, dem stressigen Alltag für einige Tage zu entfliehen und mal wieder die schönen Seiten genießen zu können!
Für mich war dieses Seminar eine sehr intensive Erfahrung und diese Zeit zählt mit zu den schönsten Momenten meines Freiwilligendienstes! Man beschäftigt sich sehr viel mit sich selbst, seinen Gefühlen und Ängsten. Wir konnten negative Erlebnisse mit anderen besprechen und diese somit besser verarbeiten.
Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß und war lange nicht mehr so glücklich, wie an diesen Tagen. Ich konnte wieder sehr viele Kräfte sammeln um den zweiten Abschnitt des Jahres positiv anzugehen!
Und mir geht es sehr, sehr gut im Moment! Ich weigere mich, daran zu denken, dass mir nur noch fünf Monate bleiben und wir uns im August wieder auf den Weg nach Deutschland machen müssen. Ich möchte mir nicht vorstellen, mich von all den lieben Menschen und den wunderbaren Kindern, die ich sehr in mein Herz geschlossen habe, irgendwann verabschieden zu müssen.
Das Glück des Lebens besteht nicht darin,
wenig oder keine Schwierigkeiten zu haben,
sondern sie alle siegreich und glorreich
zu überwinden.
Carl Hilty